Vortrags-Reportage: Alarm im Darm I
AM DIENSTAG, DEM 6. NOVEMBER, LUDEN ALLGEMEINMEDIZINER DR. PETER GUNGL UND APOTHEKER MAG. BERND FINK ZU IHREM VORTRAG “ALARM IM DARM – WIE UNS UNSERE VERDAUUNG AUF TRAB HÄLT” INS VOLL BESETZTE KIRCHBERGER GEMEINDEZENTRUM.
Es gibt wenig Themen, die uns häufiger beschäftigen als Essen, Darm und Verdauung. Vom ersten Lebenstag an ist das Wohlbefinden engstens mit Verdauung und Stuhlgang verknüpft. Ungewohnte Geräusche, Gerüche, Empfindungen und Ausscheidungen aus dem Darm wecken sofort unser Interesse oder sind Anlass zur Sorge. Mit diesen Ängsten spielt meisterhaft die Lebensmittelindustrie mit einem unüberschaubaren Angebot von „Gesundem“, „Biologischem“ und „Prä/Probiotischem“. Es ist sogar ein neues Krankheitsbild entstanden, das „Orthorektische Syndrom“, wo die Versuche, sich gesund zu ernähren, quälend und krankmachend werden. Um hier überlegt zu entscheiden, bedarf es einer Information, die fundiert ist und Angst abbauend wirkt.
Aber was ist denn noch normal und ab wann herrscht tatsächlich „Alarm im Darm“? Wie und womit kann ich mich selbst behelfen und ab wann muss ich den Arzt, die Ärztin aufsuchen? Im Rahmen ihres Vortrags gelang es Dr. Gungl und Mag. Fink - nicht zuletzt dank ihrer langjährigen Berufserfahrung - diese und andere Fragen auf informative und humorvolle Weise zu beantworten und den BesucherInnen viel wertvolles Wissen und lebensnahe Tipps mit auf den Weg zu geben.
Im ersten Teil unserer Berichterstattung kommt Dr. Gungl zu Wort, Teil zwei mit Mag. Finks Vortrag folgt in Kürze.
Wann herrscht Alarm im Darm?
Fragen wir den Allgemeinmediziner Dr. Gungl
Dr. Gungl startete mit ein paar "harten Fakten zum Darm" und legte somit das Fundament für ein besseres Verständnis der Vorgänge, die in weiterer Folge besprochen und erörtert wurden. Unter anderem widmete sich Dr. Gungl den Koliken und deren „kleinen Schwestern“, den Blähungen - es wurden sowohl stark blähende Nahrungsmittel besprochen als auch das Führen eines Ernährungsprotokolls, um den Nebenwirkungen einzelner Lebensmittel auf den Grund zu gehen. Weiters vermittelte Dr. Gungl viel Wissenswertes über Blähungskoliken bei Babies, v.a. welche Maßnahmen man selbst zuhause ergreifen kann und ab wann es heißt "Ab zum Arzt!" (siehe Video ↓)
Wir sehr wir selbst Einfluss auf unsere Verdauung nehmen können, wurde beim Thema Verstopfung deutlich, sind die Ursachen doch fast immer in unserem Verhalten oder unserem stressigen Alltag zu finden - ballaststoffarme Ernährung, zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, Bewegungsmangel und diverse Stressfaktoren gehören zu den häufigsten Ursachen für Verstopfung (siehe Video ↓). Auch bei Durchfall wirken Selbsthilfemaßnahmen: besonders wichtig ist ein Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes - zb. mit einer Drittelmischung aus Cappy, Mineral und Schwarztee oder einer klaren Gemüsebrühe - sowie leicht verdauliche Schonkost. (Die altbekannte Kombination Cola & Soletti empfiehlt Dr. Gungl übrigens nur im Notfall)
Oft verwechselt werden Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien - doch tatsächlich liegen Welten dazwischen! Eine Unverträglichkeit wird von fehlenden Verdauungsenzymen ausgelöst, während Allergien auf eine Überreaktion des Immunsystems auf Eiweiß zurückzuführen sind.
Weiters wurde das Reizdarmsyndrom besprochen, dessen Ursachen nicht sicher bekannt sind und dessen Erscheinungsbild sehr individuell ausfallen kann. Ernährungstipps und Therapiemöglichkeiten dafür - von Fencheltee mit Kümmel, Anis & Pfefferminz, ballaststoffreicher Kost und reichlichem Trinken über Lebensstiländerungen und Entspannungstechniken bis hin zur Psychotherapie - rundeten das Thema ab.
Anschließend gab Dr. Gungl den Anwesenden noch eine Zusammenfassung der ernstzunehmenden Symptome einer Blinddarmentzündung (Appendicitis) und stellte diese jenen Symptomen gegenüber, die höchstwahrscheinlich als harmlos zu betrachten sind (siehe Video ↓).
Zu guter Letzt beantwortete Dr. Gungl noch eine Frage, sie sich in Partnerschaften lebende Menschen vermutlich seit jeher stellen: sind die unerwünschten Körperfunktionen meines Partners noch “normal” oder herrscht bei der besseren Hälfte “Alarm im Darm”? Dr. Gungl dazu: 1 Furz pro Stunde - also 24 pro Tag (!) - sind als völlig normal einzustufen ;-)
Websites zum Vergleichen von Nahrungsmitteln und mit seriöser Information
Ein großes ‘Dankeschön’ für den lebensnahen, kurzweiligen & informativen Vortrag sowie den Kirchbergerinnen und Kirchbergern, die am 6. November so zahlreich im Gemeindezentrum erschienen sind!