Impulsinterview | Eva-Maria Castellani

Das Jahr 2018 steht für Kirchbergvital im Zeichen der Themen “Ernährung & Achtsamkeit” und wir sind stets auf der Suche nach interessanten Persönlichkeiten und Geschichten aus unserer Region, die uns einen vertiefenden Einblick in diese weitreichenden Themengebiete gewähren.

Mit der Kirchberger Zwillingsmama Eva-Maria Castellani haben wir eine kompetente Gesprächspartnerin gefunden: im Kirchbergvital Impulsinterview erzählt die diplomierte Kinderkrankenschwester, Baby- und Stillberaterin von der Liebe zu ihrem Beruf, von der Relevanz natürlicher Erstnahrung im Baby-Alter und von den diversen Sorgen der heutigen Jungmütter, welche Eva Dank ihres Engagements im Eltern-Kind-Zentrum (EKIZ) nur allzu gut kennt... 

 
Auf deinem Firmenschild steht „Still- und Babysprechstunde Eva-Maria Castellani“. Mit welchen Fragen kommen Eltern zu dir?
Es sind eigentlich hauptsächlich Fragen bzw. Anliegen die mit dem Stillen zu tun haben - wie z.B sämtliche Stillprobleme, geringe Gewichtszunahme des Säuglings usw.; im Gespräch ergeben sich dann natürlich auch andere Themen, wie Fragen zur Babypflege oder Entwicklung des Babies im ersten Lebensjahr.
Du engagierst dich im EKIZ Kirchberg und hältst Workshops zum Thema „Babyglück“. Hast du das Gefühl, dass der Kindererziehung heute mehr Bewusstsein und Aufmerksamkeit geschenkt wird, als noch vor 30 Jahren?
Ja absolut. Wobei ich damit nicht sagen möchte, dass sich Eltern damals keine Gedanken bezüglich Kindererziehung gemacht haben - es war halt eine ganz andere Zeit und auch die Angebote an Eltern-Kind Beratungen, Schwangeren-Workshops und dergleichen war in diesem Ausmaß, wie wir sie heute haben, nicht gegeben.
Was brennt den jungen Müttern heute unter den Nägeln? Welches Thema wäre es wert, in einem Work- shop behandelt zu werden?
Definitiv das Thema „Kindlicher Schlaf“. Auch in meinen Beratungen kommt dieses Thema immer wieder auf...
Leider glauben viele Eltern, ein Baby oder Kleinkind MUSS in einem bestimmten Alter durchschlafen und nur wenn dein Kind schläft, hast du alles richtig gemacht. In diesem Bereich muss noch viel mehr aufgeklärt werden und es sollte endlich mit den unrealistischen Vorstellungen in Bezug auf das Durchschlafen aufgeräumt werden. Dann nimmt man der ganzen Sache auch den Druck, den sich heutzutage viele Eltern machen.
— Eva-Maria Castellani
Wie oft und wo findet der „Zwergerltreff“ im EKIZ statt und welche Altersgruppen sind vertreten?
Wir treffen uns einmal im Monat jeweils Mittwoch von 9:30 – 11:00 im EKI Raum in Oberdorf. Unsere „Zwergerl“ sind zwischen ein paar Tage bis 1 ½ Jahre alt. Ein bunt gemischter Kinderhaufen.
Wie lange sollte man Kinder deiner Ansicht nach stillen?
Die WHO empfiehlt 6 Monate voll und unter Einführung der Beikost weiter zu Stillen bis ins 2. Lebensjahr und darüber hinaus. Dies gilt für alle Länder, nicht nur für Entwicklungsländer. Ich bin der Meinung, dass jede Mutter selbst entscheiden sollte, wie lange es passt bzw. Spaß macht. Es sollte auf keinen Fall Druck dabei entstehen.
Was ist deine persönliche Meinung zu Mutter-Milch-Ersatz-Produkten? Wird Stillen als gesündeste Erstnahrung verstanden?
Ich finde es schon gut, dass es Muttermilchersatzprodukte gibt. Oftmals ist eine Mama - aus welchen Gründen auch immer - dazu gezwungen, abzustillen oder Formulanahrung zuzufüttern. Was ich allerdings nicht gutheiße ist, wie die Vermarktung dieser Produkte passiert und dass es fast zur Norm wird, sein Kind mit der Flasche zu ernähren. Das Stillen wird oft als Alternative abgetan. Aber mit Muttermilch lässt sich halt kein Geld verdienen.
Du bist diplomierte Kinderkrankenschwester und arbeitest in einem Kinderärztezentrum. Hast du dich schon immer für den medizinischen Bereich interessiert? Warum hast du dich für den Fachbereich „Kleinkinder“ entschieden?
Ja, eigentlich war es immer ein Traum von mir, Kinderkrankenschwester zu werden. Aufgrund des elterlichen Gastbetriebes habe ich aber ursprünglich die Ausbildung zur Hotelkauffrau in Bad Gleichenberg gemacht. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie es mir dennoch ermöglicht haben, meinen Traum zu leben und Kinderkrankenschwester zu werden. Das klingt zwar kitschig, aber ich sehe es als meine Berufung an.
Ich mag Kinder einfach sehr gerne, weil sie ehrlich sind, weil sie sich nicht verstellen. Sie sind authentisch. Auch wenn dieser Job einem oftmals viel abverlangt und es nicht immer ohne Tränen vonstatten geht, liebe ich diesen Beruf einfach und würde ihn immer wieder wählen.
— Eva-Maria Castellani
Im Sommer findet ein Kirchbergvital-Vortrag zum Thema „Darmgesundheit“ von Dr. Peter Gungl und Tina Suppan statt. Spielt die Ersternährung für die spätere Darmtätigkeit eine entscheidende Rolle?
Gemäß neuester wissenschaftlicher Untersuchungen beginnt der entscheidende Anteil der Entwicklung des menschlichen Mikrobioms – also der Zusammensetzung der Bakterien im Darm – zum Zeitpunkt der Geburt. Es ist unter anderem abhängig von der Art der Geburt und der nachfolgenden Ernährung. Die Muttermilch enthält neben mütterlichen Mikroben auch Präbiotika und trägt somit erheblich zur Entwicklung und Stabilisierung des Mikrobioms bei. Das Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Darmepithels, des Darmtraktes und des Immunsystemes. Innerhalb der ersten drei Lebensjahre ist das Mikrobiom sehr variabel und Veränderungen wie Frühgeburten, Kaiserschnitte, Ernährung mit Formulanahrung oder Antibiotikagaben können sich schädlich auf das Mikrobiom auswirken. Somit hat Ersternährung einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der späteren Darmgesundheit.
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Hausärzte gehen in den Ruhestand und alternativ werden Sozial- und Ärztezentren diskutiert. Wie sieht für dich und deinen Mann, der auch im Gesundheitswesen tätig ist, als Fachleute eine gute ärztliche Versorgung in Kirchberg in 10 Jahren aus?
Wichtig erscheint uns in dieser Hinsicht vor allem die gute ärztliche Basisversorgung der Bevölkerung der Gemeinde. Ob dies durch einzelne ÄrztInnen oder durch ein Ärztezentrum gewährleistet wird, ist unserer Meinung nach nebensächlich. Jedenfalls sollte ausreichend Zeit für die PatientInnenbetreuung vorhanden sein, um ein vertrauensvolles Arzt-PatientInnen-Verhältnis aufzubauen.
Gibt es ein Zitat/einen Spruch, der besonders gut ausdrückt, was dir im Leben wichtig ist?
Den Mut zu haben, deinem Traum zu folgen – ich denke, darin liegt die Kunst des Lebens.
— Eva-Maria Castellani
 

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