Impulsinterview | Andreas Tiefenbach
Wald, Gewässer und Felder wohin das Auge reicht, Wohngebiete und Nahversorgung mitten drin - dieses Gleichgewicht zwischen Natur und Zivilisation schätzt der Vogelkundler Andreas Tiefenbach besonders an Kirchberg. Der gebürtige Feldbacher hat uns auf einen Spaziergang rund um die Kirchberger Teiche mitgenommen, im Zuge dessen wir Sonnenschein und Szenerie genießen und trotz Winterruhe ein paar tierische Entdeckungen durchs Fernrohr machen konnten.
Im Kirchbergvital Impusinterview erzählt uns Andreas, wie ihm seine Berufung quasi in die Wiege gelegt wurde, was ein Naturpädagoge und Ornithologe eigentlich so tut und welche Auswirkungen unsere alltäglichen Handlungen auf das Gleichgewicht der Natur haben.
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Du bist Naturpädagoge und Ornithologe. Welchen Beweggrund gab es für diese eher seltene Berufswahl und wie war dein Weg bis dahin, wo du heute stehst und arbeitest?
Meine Eltern waren mit meinen Brüdern und mir regelmäßig in der Natur unterwegs und als Biologielehrer war es meinem Vater auch bei seinen Söhnen ein Bedürfnis und eine Freude, uns die Natur näher zu bringen. Mein Vater ist ein bekannter Spezialist für heimische Fische und hat mich bereits als kleines Kind zu Bestandserhebungen mitgenommen. Zur Ornithologie bin ich ursprünglich durch meinen älteren Bruder Michael, ebenfalls ein bekannter Ornithologe, gekommen. Vögel sind faszinierend! Man stelle sich nur vor, dass zum Beispiel ein Vogel wie der Fitis, der nur rund 9 Gramm wiegt, jedes Jahr von seinem Brutgebiet bei uns eine gewaltige Strecke fliegt um in Afrika, südlich der Sahara, den Winter zu verbringen.
Wo ich heute stehe und arbeite: Ich bin in der glücklichen Situation dass ich meine Begeisterung zum Beruf machen konnte und betreibe inzwischen, gemeinsam mit meiner Partnerin, ein Ingenieurbüro für Biologie sowie eine Videoproduktionsfirma.
Ein Ornithologe ist ein Vogelkundiger. In Österreich brüten etwa 200 Vogelarten und weitere 100 können zum Beispiel während dem Vogelzug beobachtet werden. Man setzt sich als Ornithologe unter anderem mit Bestanderhebungen auseinander.
Was ist Naturpädagogik überhaupt und welche Aufgaben hat ein Ornithologe?
In der Naturpädagogik geht es darum, Kindern - aber auch Erwachsenen - die Natur durch Erleben zu vermitteln. Das kann auf spielerischem Weg oder auch mehr im Exkursionscharakter passieren, ganz abhängig davon mit wem man unterwegs ist und welches Thema vermittelt werden soll.Ein Ornithologe ist ein Vogelkundiger. In Österreich brüten etwa 200 Vogelarten und weitere 100 können zum Beispiel während dem Vogelzug beobachtet werden. Man setzt sich als Ornithologe unter anderem mit Bestanderhebungen auseinander.
Wir Kirchberger sind mit Teichen und Wäldern gesegnet, die Lebensraum für ein faszinierendes Tier- und Pflanzenreich sind. Was ist das Wichtigste, das wir in und von der Natur lernen können?
Hier würde ich gerne die momentan so beliebten Rasenmäherroboter nennen: Natürlich ist es bequem - aber das Fatale dieser Art von Rasenpflege ist, dass die Artenvielfalt im Garten rapide abnimmt. Insekten verschwinden, weil sie einerseits keine Nahrung mehr finden und andererseits durch den ständig aktiven Rasenmäher getötet werden. Aber auch Igel, Frösche und Reptilien sind häufige Opfer. Das ist wirklich traurig, weil Gärten eine unschätzbar wichtige Ressource für den unmittelbar gelebten Naturschutz sind.
Was war deine spektakulärste Naturbeobachtung?
Als sich im Winter 2008/2009 jeden Abend rund 4 Millionen Bergfinken in einem kleinen Waldabschnitt bei Lödersdorf einfanden.
Das heurige Jahresthema von Kirchberg Vital lautet "Leben im Gleichgewicht". Wie wichtig ist die Natur für diese Balance - und warum?
Ganz einfach: Natur ist lebenswichtig! Sie bietet einen Gegenpol zum zumeist stressigen Alltag. Ein Spaziergang durch den Wald entschleunigt und lässt die Akkus wieder voll werden. Zerstörung der Natur geht immer auch auf Kosten der Menschen.
Wo und wie erkennst du ein Gleichgewicht in der Natur?
Nehmen wir zum Beispiel das beliebte Beispiel eines Räuber-Beute Verhältnisses: In einem Jahr ist die Anzahl der Beutetiere sehr hoch, dadurch können die Prädatoren viel Nachwuchs erfolgreich großziehen. Dadurch steigt aber der Fraßdruck auf die Beutetiere, die dadurch wieder abnehmen. Als Folge werden wieder weniger Räuber überleben bzw. weniger Nachwuchs produziert. Natürlich ist das aber stark vereinfacht dargestellt, weil viele andere Faktoren Auswirkungen haben – besonders in einem Kulturland wie Österreich, wo praktisch überall der Einfluss des Menschen zu spüren ist.
Welchen Satz möchtest du den Menschen mit auf den Weg geben?
Geht mit euren Kindern raus und gebt ihnen die Möglichkeit die Natur zu erleben und zu entdecken. Denn wie schon Konrad Lorenz sagte: